Wolfsburg – Die VW-Eignerfamilien Porsche und Piech wollen die endgültige Trennung von dem im Streit ausgeschiedenen Firmenpatriarchen Ferdinand Piech möglichst bald über die Bühne bringen. „Die Verhandlungen sind ernsthaft“, sagte ein Eingeweihter der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. „Die Familien Porsche und Piech wissen, wie sie das finanzieren.“
Der Insider rechnet damit, dass die Übernahme des gut 1,1 Milliarden Euro teuren Aktienpakets in den nächsten Wochen abgeschlossen wird, womöglich noch im März.
Das Handelsblatt berichtete, die Verhandlungen darüber seien weit fortgeschritten. Bereits in den nächsten Tagen sollten Piechs Anteile dem Vernehmen nach in die Hände anderer Mitglieder des Familienclans übergehen. Die Porsche-Holding, über die die Familien gut 52 Prozent an dem Wolfsburger Autobauer halten, äußerte sich nicht.
VW zu dem gemacht, was es heute ist
Die Porsche SE hatte am Freitag mitgeteilt, die Familien verhandelten mit Piech über einen „wesentlichen Anteil“ seiner Beteiligung. Er besitzt über Stiftungen insgesamt 14,7 Prozent der Stammaktien an der Porsche SE. Sollte eine Einigung über den Preis erzielt werden, würde der 79-Jährige Enkel des „Käfer“-Konstrukteurs Ferdinand Porsche sein Lebenswerk hinter sich lassen. Der Österreicher hat das Wolfsburger Mehr-Markenimperium zunächst als Konzernchef und später als Aufsichtsratsvorsitzender zu dem gemacht, was es heute ist - ein weltumspannender Konzern mit mehr als 600.000 Beschäftigten und einem Umsatz von fast 220 Milliarden Euro.
Piech hatte vor fast zwei Jahren einen Streit mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn losgetreten. Allerdings verlor Piech diesen Streit überraschend und zog sich daraufhin im Groll von allen Ämtern zurück. Er behielt nur noch seinen Aufsichtsratssitz in der Porsche-Holding. „Piech scheint zu Tode gekränkt nach seinem unfreiwilligen Abtritt im April 2015“, sagte der Kenner der Familien. „Das dürften jetzt die Spätfolgen des Zerwürfnisses sein.“ Nach zahlreichen Konflikten hofften die Familien nun, dass mit Piechs Ausscheiden Frieden einkehre.
Generationswechsel steht an
Sein Rückzug dürfte die Machtbalance zwischen den beiden Familienstämmen nicht aus dem Gleichgewicht bringen, glaubt der Kenner der Familien. Die Porsches hätten bereits ein leichtes Überwicht. Für die Clan-Mitglieder habe dies jedoch nur geringe Bedeutung. „Das ist aus unserer Sicht nicht wirklich entscheidend, denn am Ende müssen die Familien einheitlich abstimmen.“ Dies sehe der Konsortialvertrag vor.
Langfristig dürfte Piechs Ausscheiden einen Generationswechsel in den Familien einleiten. Bisher halten Wolfgang Porsche und Piechs jüngerer Bruder Hans Michel Piech die Fäden in der Hand. Es wird erwartet, dass der 73-jährige Porsche noch einige Zeit die Geschicke der Holding steuern wird, bis die Dieselkrise bei Volkswagen endgültig aufgearbeitet ist. Unter den Mitgliedern der vierten Familiengeneration gilt Ferdinand Oliver Porsche als derjenige mit den besten Chancen, seinen Onkel Wolfgang Porsche in einigen Jahren als Führungsfigur zu beerben. Neben ihm zählt als größter Einzelaktionär Daniell Porsche als einer derjenigen, die in Frage kommen. Auch Piechs Nichte Louise Kiesling wird von Familienkennern eine stärkere Rolle zugetraut. (APA, Reuters)
Schlagworte