Berlin – Bambus, Hanf, Sisal – wer das Exotische für die Wohnung sucht, wird bei immer mehr Tapetenhändlern fündig. Naturtapeten aus nachwachsenden Rohstoffen sorgen mit ihren warmen Farben für Atmosphäre. Ihre unverfälschten Fasern und Strukturen heben jede Wand hervor. Das hat aber auch seinen Preis.
„Die Nachfrage nach Naturtapeten nimmt seit den vergangenen zwei Jahren stetig zu“, sagt die Innenarchitektin Marianne Gollub. Vor allem Gräser und Bambus seien in der Wohnung beliebt. Sie werden in China noch traditionell von Hand gefertigt. „Dort werden Gräser wie Pfeilwurzel, Manila-Hanf und Bambus am Webstuhl zu einem Gewebe verarbeitet“, erklärt Rudolf Dietzmann, der in Berlin ein Fachgeschäft für Naturtapeten betreibt. Ein Baumwollfaden hält die Grashalme zusammen, die Gewebe kommen mit Leim auf ein Trägerpapier.
Etwas unauffälliger im Design sind Tapeten aus Leinen und Sisal. Bei der Kollektion „Pure Linen“ von Rasch Textil und dem „Trendvlies Sisal“ des Herstellers Erfurt werden die Naturfasern zu einer Vliestapete verarbeitet. Ihre Fasern lassen sich weiterhin nachfühlen und sind sichtbar. Trotz beziehungsweise genau wegen ihrer Schlichtheit lassen sich mit diesen Naturtapeten ganze Räume tapezieren.
Bei Grastapeten sieht das anders aus: „Naturbelassener Bambus im ganzen Raum sehe zu holzig aus – so wie ein Holzkästchen“, sagt Gollub. Sie rät, nur eine Wandseite zu tapezieren. Man könne auch nur eine Stelle hinter dem Bett oder Sofa auskleiden, um sie optisch zu trennen und gleichzeitig hervorzuheben. „Neben dem Bambus kann man eine unifarbene Prägetapete in einer Naturfarbe anbringen“, erklärt sie. Oder man setzt zwischen die Grastapeten einen Streifen Farbe oder einen Spiegel, schlägt Experte Rudolf Dietzmann vor.
„Da die Tapeten hochpreisig sind, würde ich Heimwerkern nicht empfehlen, sie selbst zu kleben“, sagt Gollub. „Ein erfahrener Tapezierer kennt sich besser mit den Klebeverfahren von Naturtapeten aus.“ Eine Ausnahme seien Tapeten auf Vliesträgern, sagt Karsten Brandt. „Die sind besser zu verarbeiten als reine Naturmaterialien.“
Ein Nachteil von Naturtapeten ist, dass sie sich nicht gut reinigen lassen. „Wer kleine Kinder hat, die an die Wand klecksen, sollte aufpassen“, erläutert Gollub. „Die Pflanzenfasern lassen sich kaum mit Wasser reinigen, sondern nur abstauben. Korktapeten hingegen lassen sich auch abwaschen.“
Ein Blickfang für Räume sind Tapeten mit echten Blättern. Hauchdünne braune, grüne, rote und weiße Blätter kleben auf handgefärbten Papieren und Korkböden. Eine Rolle mit zehn Metern gibt es ab einem Preis von etwa 280 Euro. Für die „Stoneplex“-Tapeten, die beim Unternehmen Architects Paper entworfen wurden, kommt eine dünne Sandsteinschicht auf ein feines Baumwollgewebe. „Das Material staubt nicht und reagiert robust gegen Stöße“, sagt der Vertriebsleiter Martin Hisge. (APA, dpa)
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