In deiner Haut möchte ich nicht stecken. Was für eine eigenartige Redewedung, mit der man Mitgefühl ausdrücken will, oder sogar Mitleid. In der Haut von Isaiah Lopaz zu stecken, können sich viele aber nicht im Entferntesten vorstellen. Der 36-jährige US-Amerikaner ist vor neun Jahren nach Deutschland gezogen, lebt jetzt in Berlin und hat Rassismus im Alltag immer wieder erfahren. Einfach ignorieren, das geht irgendwann nicht mehr. Nicht auf die Hautfarbe reduziert zu werden, das ist sein Ziel. Darüber reden, das wäre eine Möglichkeit. Die Menschen mit den Sprüchen auf kreative Weise zu konfrontieren, ist die andere. Es ist die Antwort von Isaiah Lopaz. Er zieht T-Shirts an, auf denen die Sprüche geschrieben stehen, und zwingt damit den Betrachter, sich vorzustellen, wie es ist, in seiner Haut zu stecken.
Die Fotos, die er auf seinem Blog veröffentlicht, hat bereits die New York Times abgedruckt. „Ich dachte mir schon, dass es eine kraftvolle Aktion sein könnte. Es ist gut, wenn die Fotos im Netz geteilt werden, darüber gesprochen wird und ein Dialog über Rassismus entsteht“, erzählt er im Gespräch mit der TT. Hier einige Sprüche und die Geschichten dazu:
Ich mache eine Party. Kannst du afrikanisches Essen mitbringen? Der Alltagsrassismus muss nicht böse gemeint sein, oft ist er einfach eine Folge von Dummheit. Warum soll ein junger Mensch, der in Los Angeles aufgewachsen ist, wissen, wie man afrikanisches Essen zubereitet? Der Urheber dieses Vorurteils hat ohne lange nachzudenken die Hautfarbe mit der Herkunft verknüpft. Die Liste mit solchen Begegnungen wurde in den vergangenen Jahren länger und länger. Im April kam Lopaz die Idee für die T-Shirts. Im September veröffentlichte er die Fotos auf seinem Blog. Es fiel ihm nicht schwer, markante Sprüche auszusuchen.
Wo können wir Drogen bekommen? Als er noch Dreadlocks hatte, konnte es passieren, dass er beim Warten an der Ampel von fremden Menschen angesprochen wurde. Dunkle Hautfarbe + Dreadlocks = Drogendealer.
Ich hatte keine Ahnung, dass du schwul bist. Du bist doch schwarz. Lopaz hat diesen Satz an einem Eingang von einem Schwulen-Club ins Gesicht gesagt bekommen. Mit dem T-Shirt macht er darauf aufmerksam, wie es manchen schwerfällt, sich vorzustellen, dass er als Schwarzer auch homosexuell ist. In den Medien gebe es meisten nur weiße Homosexuelle, nennt Lopaz einen möglichen Grund für solche Missverständnisse.
Du hast keine Kultur, weil du von Sklaven abstammst. Dies war einer der verletzendsten Sprüche, den er je gehört habe. In einer Bar lernte er zwei Lehrerinnen kennen, die wissen wollten, woher er komme. Im Verlauf des Gesprächs meinte eine der beiden, dass ein Nachfahre von Sklaven keine Kultur haben könne.
Die T-Shirts, auf denen er solche Erlebnisse verarbeitet, gibt es nicht zu kaufen. Er möchte unter Kontrolle haben, wer sie anzieht. Lopaz sieht sich selbst als Sprachrohr für andere, die ebenfalls wegen ihrer Hautfarbe rassistischen Vorurteilen ausgesetzt sind. Nach dem Erfolg der T-Shirt-Aktion will er durch Europa reisen und Workshops anbieten. Er ist der lebende Beweis, in wie vielen Formen Rassismus nach wie vor auftritt. Er gibt mit den T-Shirts jenen, die mit Menschen wie ihm immer noch ein Problem haben, eine starke Antwort. Indem er ihnen ihre rassistischen Aussagen vor Augen führt. (Matthias Christler)
Ich mache eine Party. Kannst du afrikanisches Essen mitbringen?
Ich hatte keine Ahnung, dass du schwul bist. Du bist doch schwarz.
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